Conrad Haußmann
male (1857–1922)
Alternative Names: Konrad Haußmann
Translations
19-
Bei ge xing 悲歌行: Herr Wirt, bring' uns Wein (Li Bai 李白)
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Herr Wirt, bring' uns den Wein! Aber schenk' noch nicht ein. Erst müßt ihr noch hören und harren, Bis mein Mund euch verriet Vom Elend das Lied, Was wißt ihr davon, ihr Narren! Es macht, wenn sich's rührt Und die Seele umschnürt Mir Lachen und Singsang erstarren. Das Elend, ha ha, Das Elend ist da. Nun flutet der Wein Und die Laute ist mein, So wißt, das Trinken und Singen Am köstlichsten fast Zueinander paßt Von allen Köstlichen Dingen. Den Becher geleert! Das ist Goldes wert, Wenn gute Stunden erklingen. Das Elend, ha ha, Das Elend ist da. Wenn ewig er ist, Den die Sonne durchmißt, Der Himmel und fest noch die Erde, Wie lang' ist noch dein Das Gold und der Wein? Nach hundertjähriger Fährte Steht jeder am Riß! Nur eins ist gewiß, Daß ich lebe – und sterben werde. Das Elend, ha ha, Das Elend ist da. Im Schein dort vom Mond, Der droben thront, Hört ihr den heulenden Affen? Da hockt er geduckt, Wie er winselt und spuckt – Was hat er auf Gräbern zu schaffen? Jetzt her mit dem Krug Und auf einen Zug! Trinkt aus jetzt, trinkt aus, statt zu gaffen. Das Elend, ha ha, Das Elend ist da.–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 47f.
Note that in the arrangement of the stanzas Haußmann indented all verses except for 1, 3, 6, 9, 14, 17, 20, 25, 28, 31, 36, 39, and 42. -
Biao you mei 摽有梅: Jetzt schüttelt man die Pflaumen (Anonymous (Shijing))
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Jetzt schüttelt man die Pflaumen, Nur sieben sind noch da: Greift zu mit Hand und Daumen, Ihr Herrn –, das Glück ist nah! Jetzt schüttelt man die Pflaumen Und übrig sind noch drei: Greift zu mit Mund und Gaumen, Sonst ist es gleich vorbei. Jetzt schüttelt man die Pflaumen Und jeder Korb ist voll: Schlag ein, schlag ein den Daumen, Wenn ich dir – folgen soll.–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 3. -
Cai ge 采葛: Er schweift hinaus ins Blaue (Anonymous (Shijing))
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Er schweift hinaus ins Blaue Und jagt am Bergeshang, S' ist, wenn ich ihn nicht schaue, Der Tag drei Monde lang. Er ruht wohl in der Nähe An einem grünen Hag, S' ist, wenn ich ihn nicht sehe, Drei Herbste jeder Tag. Er ging im Morgentaue Und bleibt zum Abend gar, S' ist, wenn ich ihn nicht schaue, Ein jeder Tag drei Jahr.–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 10. -
Chun ye luo cheng wen di 春夜洛城聞笛: Es dämmert und es dunkelt schon (Li Bai 李白)
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Es dämmert und es dunkelt schon, Mir trägt der Wind aus Süden Von fernher einen Flötenton Im Duft von Blatt und Blüten. Ich habe mir ein Weidenrohr Geschnitten und befiedert Und schnell, eh' sich der Klang verlor, Mit einem Lied erwidert. Die Vögel nun, wenn jemand wacht, Die hören in der Runde In ihrer Sprache jetzt bei Nacht Ein Plaudern seit der Stunde.–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 37. -
Da che 大車: Es rollte deinem Hause zu (Anonymous (Shijing))
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Es rollte deinem Hause zu Ein Wagen und ein Wächter drinnen. Der Grünrock, der nahm mir die Ruh – Ich dich vergessen? Meintest du, Dich, der du all mein Sinnen! Der goldbetreßt im Wagen saß, Zwang mich von deinem Haus zu weichen, Weil mich sein Späherauge maß, O glaub nicht, daß ich dich vergaß: Ich wagte nicht, zu dir zu schleichen. Da mir dein Haus kein Plätzchen gab, Erfleh' ich nur noch eine Wonne: Uns nach dem Tod ein einzig Grab, Weil ich so lieb, so lieb dich hab' – Ich schwör' dir's bei der Sonne!–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 11. -
Dong men zhi yang 東門之楊: Ich hab' von Weiden überdacht (Anonymous (Shijing))
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Ich hab' von Weiden überdacht, Das alte Tor so gern; Auf Abend war es ausgemacht. Und nun nach langer, banger Nacht Erscheint der – Morgenstern. Es steht und grünt der Weiden Pracht Da draußen vor dem Tor; Auf Abend war es ausgemacht. Und nun steigt, einsam aufgewacht, Der Morgenstern empor.–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 20. –
in: Goldscheider, Ludwig (ed.). Die schönsten Gedichte der Weltliteratur. Ein Hausbuch der Weltlyrik von den Anfängen bis heute. Wien, Leipzig: Phaidon-Verlag, 1933. p. 56. -
Gong zhong xing le ci ba shou (2) "Liu se huang jin nen" 宮中行樂詞八首(其二)“柳色黃金嫩”: Ein Lebewohl (Li Bai 李白)
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in: Guenther, Johannes von. Lyrik aus aller Welt. Liebesgedichte, Ullstein Buch. Frankfurt a. M.: Ullstein Taschenbücher-Verlag, 1958. p. 192-194. -
Gong zhong xing le ci ba shou (2) "Liu se huang jin nen" 宮中行樂詞八首(其二)“柳色黃金嫩”: Schau, der Kirschbaum regt die Glieder (Li Bai 李白)
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Schau, der Kirschbaum regt die Glieder, Lastet doch kein Schnee mehr drauf Und der Frühling atmet wieder Zwischen Weidenzweigen auf. Zwitschernd um des Daches Rinne Sind die Schwalben heimgekehrt Liebesehnend hat die Sinne Schon der Vogel Yng betört. Daß sich Mahl und Lust verkette, Will der Tag erst spät verglühn, In der Zeit, da um die Wette Mit den Knospen Mädchen blühn, Die andern jung und schön, Ihre Anmut noch erhöhn. Wenn der Abend sich besternte, Weicht der Wächter stumme Schar, Bis das Frührot Freuden lernte, Die die schöne Nacht gebar. Laue, linde Düfte wehen Bis zum innersten Palast; Seide Gehänge spähen Bis der Morgen sie umfaßt. Wasserrosen, müd des Träumens, Bringen dem verjüngten Jahr Das Geheimnis ihres Keimens, Den Tribut des Blühens dar. Doch die Sonne überbieten Des Palastes offne Blüten. Knospen auf den Birnenzweigen Aus den Bäumen Vogelsang. Mädchen, die sich tanzend neigen In dem Park von Tschaonang. Junges Gold der Trauerweide Glänzt am blauen Gartenhaus, Hinter der gestickten Seide Geht die Liebe ein und aus. Wenn ihrer Zweige Flechten Schon die Pflaume still verblüht - In den wunderbaren Nächten, Wenn ins Land das Sehnen zieht: Hält das Lager sich bereit Liebesel'ger Trunkenheit. Ist das Weiße am Gestade Apfelblüte oder Schnee? Schau, am Pavillon von Jade Nisten Schwalben in der Höh'. Liebende, erlauchte Wesen Birgt das Schloß des Wunderbaus. Schönste Frauen sind erlesen, Fährt der Kaiserwagen aus, Seine Lustfahrt zu begleiten; Singend kommen sie herbei Aus der Räume Heimlichkeiten, Sagt mir, wer die Schönste sei: O, die Schönste, die ich kenn', Ist die Königin ... Fey-en!–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 41-43.
Lines 1-14 matching the Chinese poem. KS: Wo gehören die verbleibenden Verse hin? Zu einem anderen Gedicht der Serie? -
Gong zhong xing le ci ba shou (7) "Han xue mei zhong jin" 宮中行樂詞八首(其七)“寒雪梅中盡”: Die Erde hat den Schnee getrunken (Li Bai 李白)
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Die Erde hat den Schnee getrunken Und leuchtend blüht der Pflaumenbaum, Die Weide scheint in Gold versunken, Der Schnee zerschmilzt wie Silberschaum. Schon fliegt, von Schwefelstaub gepudert, Ein Schmetterling, so weich wie Samt Und ist zur Blume hingerudert, Weil ihrem Kelch der Duft entstammt. Der Fischer wirft des Netzes Zügel Vom Kahn, der still im Wasser steht, Zerbricht den glatten Wasserspiegel Und denkt, indes die zeit vergeht, Wen er daheim allein gelassen, Wie eine Schwalbe in dem Nest, Die sich, drum muß er Nahrung fassen, Vom Schwalbenmännchen ätzen läßt.–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 40. -
Gong zhong xing le ci ba shou (7) "Han xue mei zhong jin" 宮中行樂詞八首(其七)“寒雪梅中盡”: Ein Lebewohl (Li Bai 李白)
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in: Guenther, Johannes von. Lyrik aus aller Welt. Liebesgedichte, Ullstein Buch. Frankfurt a. M.: Ullstein Taschenbücher-Verlag, 1958. p. 192-194. -
Gong zhong xing le ci ba shou (7) "Han xue mei zhong jin" 宮中行樂詞八首(其七)“寒雪梅中盡”: Schau, der Kirschbaum regt die Glieder (Li Bai 李白)
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Schau, der Kirschbaum regt die Glieder, Lastet doch kein Schnee mehr drauf Und der Frühling atmet wieder Zwischen Weidenzweigen auf. Zwitschernd um des Daches Rinne Sind die Schwalben heimgekehrt Liebesehnend hat die Sinne Schon der Vogel Yng betört. Daß sich Mahl und Lust verkette, Will der Tag erst spät verglühn, In der Zeit, da um die Wette Mit den Knospen Mädchen blühn, Die einander jung und schön, Ihre Anmut noch erhöhn.–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 41. -
Ji li shi'er bai er shi yun 寄李十二白二十韻: An Li-Tai-Pe (Du Fu 杜甫)
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Du unerschöpflicher Wasserfall, Du bist den Göttern gleich! Der Krieger kühner Schwerterschall, Das Zepter selbst im Reich Sind so gewaltig nicht, wie du Und deines Pinsels Macht: Der Himmel liegt in goldner Ruh, Da ist ein Sturm entfacht Und Tropfen fallen dort und hier, Ein Wetterleuchten kreist So fällt hernieder aufs Papier Die Schrift aus deinem Geist. Das sind die Tränen deines Leids, Was aus dem Pinsel rann Und schließt dein Lied, so hält sein Reiz Unsterbliche im Bann.–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 49. -
Jing ye si 靜夜思: Mein Bett umblinkt ein Silberstreif (Li Bai 李白)
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Mein Bett umblinkt ein Silberstreif, Mich aber dünkt, s' sei Morgenreif. Ich heb' und – in Mondenglanz Das Haupt und denk' des Heimatlands.–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 38. -
Kou hao wu wang mei ren ban zui 口號吳王美人半醉: Ein Windhauch trägt dem Schloßberg zu (Li Bai 李白)
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Ein Windhauch trägt dem Schloßberg zu Den Duft von Lotosblüten; Auf der Terrasse von Ku-Su Ruht hingestreckt der Fürst von U Nach wonnigem Ermüden. Es tanzt vor ihm, so schön wie nie, In lieblichstem Bewegen Die Schönheit selbst - es tanzt Si-Chy! Von Liebe Matt muß nun auch sie Sich auf sein Ruhebett legen.–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 44. -
Lu shui qu 淥水曲: Ein Lotosblatt, Schildkröten dran (Li Bai 李白)
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Ein Lotosblatt, Schildkröten dran, Ein Star, der schon zum Schilf geflogen, Ein Mädchen rudert ihren Kahn, Ein Lied erklingt im Takt der Wogen.–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 39. -
Not determined 未定: Mein Kahn treibt auf den Wogen (Du Fu 杜甫)
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Mein Kahn treibt auf den Wogen, Mein Blick schwimmt auf der Flut Und Wolken sind im Bogen Am Himmel aufgezogen, Der selbst im Wasser ruht. Der Mondschein sanft entriegelt, Den seh' ich wasserwärts, Zum Himmel fährt beflügelt, Däucht mir, mein Kahn: So spiegelt Mein Schatz sich mir im Herz.–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 50. -
Not determined 未定: Der Schnee senkt sich zum braunen Feld (Su Shi 蘇軾)
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Der Schnee senkt sich zum braunen Feld Herab auf weichen Schwingen, Wie eine Wolke niederfällt Von weißen Schmetterlingen. Der Bauer, der die Flocken sieht, Legt aus der Hand den Spaten, Ihm ist's, es schnüre sein Gemüt Ein unsichtbarer Faden. Sie war sein Schatz und Kamerad, Als er sich zu ihr neigte, Die Erde, und ihr mit der Saat Sein Denken gab und zeigte. Die Saat gab ihm dann als sie wuchs, Sein Denken blühend wieder, Und nun ins Eis des Leichentuchs Legt sich die Erde nieder.–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 51. -
Qing ping diao ci san shou (1) "Yun xiang yi shang hua xiang rong" 清平調詞三首(其一)“雲想衣裳花想容”: Schaut er Wolken, denkt er ihres Kleides (Li Bai 李白)
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Schaut er Wolken, denkt er ihres Kleides, Sieht er Blüten, ihres Angesichts. Und der Lenz vergoldet beides Mit dem Zauber seines Lichts. Und er sucht sogar im Sturme, Ob sie in den Lüften wohnt; Doch im Yao-Tai-Turme Zeigt sie freundlich ihm den Mond.–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 45. -
Yue xia du zhuo si shou (1) "Hua jian yi hu jiu" 月下獨酌四首(其一)“花間一壺酒”: Ich brauch' einen Kameraden (Li Bai 李白)
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Ich brauch' einen Kameraden Hier in der Laube beim Wein: Der Mond merkt gleich den Schaden, Als dritter ungeladen Stellt sich mein Schatten ein. Der Mond hebt gleich den Humpen, Der Schatten singt kein Lied, Doch weil sie Freundschaft pumpen, Laß ich mich auch nicht lumpen Und trink' so lang es blüht. Schaut nur des Mondes Lachen Bei meinem Rundgesang, Den Schatten – Sprünge machen! Sie wollen mit mir wachen, Doch nicht mehr gar zu lang. Hat erst der Rausch mich drunten, Dann werden sie sich drehn. Lautlos sind sie verschwunden: In vierundzwanzig Stunden Steigt doch ein Wiedersehn.–
in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 46.